In der heutigen Welt ist es nicht ausreichend, einen Verbraucher davon zu überzeugen, indem man nur sagt, das Produkt ist gut. Oft ist es notwendig, dass jemand mit einem unabhängigen Status bestätigt, dass die Verbraucher dem Produkt vertrauen können.
Bio-Siegel, Zertifikat und Fair Trade sind die neuen Schlagworte im CACHAÇA-Business.
Brasilien hat über 200 Millionen Einwohner, diese leben in 150 Städten und verteilt auf 5500 Gemeinden. Eine Gemeinde besteht meist aus mehreren Ortschaften. So wie heute, wurde schon vor mehreren Hundert Jahren CACHAÇA (artesanal) vor Ort für den lokalen Verbrauch gebrannt. Die industrielle CACHAÇA-Produktion ist gewachsen, die kleinen, regionalen Erzeuger haben überlebt. Es existieren in Brasilien mehr als 30.000 Produzenten von CACHAÇA. Jedes Jahr bemühen sich, Tendenz steigend, Hersteller um ein Zertifikat als Nachweis eines korrekten CACHAÇA-Produktionsprozess bezüglich technischer-, rechtlicher-, sozialer- und umweltverträglicher Aspekte nach brasilianischen Gesetzen.
INMETRO (National Institute of Metrology, Standardization and Quality Industrial) entwickelte in Verbindung mit dem Ministerium für Landwirtschaft, Viehzucht und Versorgung (MAPA) das National Certification-Programm Cachaça (CCNP). Dieses Programm beeinhaltet standardisierte Kriterien und Verordnungen.
INMETRO zertifiziert die CACHAÇA-Marke nach einer Prüfung. Dieses „Bio-Siegel“ wird aufgrund der Existenz eines riesigen Weltmarktes und der Nachfrage bezüglich Anforderungen an Qualität und Sicherheit immer wichtiger für den Absatz im Ausland. Für regional produzierende Brennereien und deren kleinbäuerlichen Zuckerrohranbau-Lieferanten ist das Zertifikat aus verschiedenen Gründen jedoch schwer zugänglich.
Meistens fehlen die finanziellen Mittel dafür und eine ökologische Produktion und Nachhaltigkeit im Zuckerrohranbau entspricht mehr dem Wunsch einer vergleichsweise kleinen Käuferschicht aus der europäischen Welt, sie stammt (noch) nicht aus der eigenen Überzeugung, einem Bedürfnis der Produzenten.
Industriell hergestellter CACHAÇA dominiert den Auslands- und den Inlandsmarkt, zu einem geringen Teil bereits mit Zertifikat. Jedoch darf bezweifelt werden, das die Ökologie dabei wirklich im Vordergrund steht. Welche Rolle bei der Erlangung, Prüfung und Kontrolle für die Zertifizierung dabei die allgegenwärtige Korruption spielt, ist offen.
Ein weiterer Punkt ist fair trade. Da gibt es winzige, positive „Inseln“ und Kooperationen, allerdings in Größenordnungen, die keine Konkurrenz oder Gefahr für die Marktführer darstellen. Ein funktionierendes, brasilianisch-deutsches Beispiel ist hier verlinkt.
Was ist Zertifizierung?
Die Zertifizierung bewertet die Einhaltung von Standards, Kriterien und Verfahren, die in der Bewertungsordnung definiert sind, in der Compliance for Cachaça (RAC) und sorgt so für ein angemessenes Maß an Vertrauen, dass das Produkt vorher festgelegten Kriterien entspricht.
Der freiwillige RAC für CACHAÇA bietet die Grundlage zur Prüfung durch von den einzelnen Bundesländern beauftragte Institute, welche die konkreten Erhebungen, Analysen und Kontrollen durchführen. Diese Institute existieren in jedem Bundesland, in Minas Gervais (mit der Größe von Frankreich und rund 21 Millionen Einwohner) zum Beispiel, ist es das Instituto Mineiro de Agropecuária (IMA). Von 2008-2012 hat das IMA insgesamt 221 CACHAÇA-Marken geprüft und bestätigt.
Identifikation des Zertifikates
Die zertifizierte CACHAÇA-Marke kann durch das INMETRO-Logo, auf der Flasche, dem Etikett, der Verpackung deutlich gemacht werden (Eine einheitliche Identifizierung als „Bio-Siegel“ ist in der Praxis jedoch nicht zu finden).
Folgende Punkte müssen zur Erlangung einer Zertifikation über die Inhalte der Compliance for Cachaça (RAC) institutionell und inhaltlich erfüllt werden:
- Ministerium für Landwirtschaft und Ernährung (MAPA): Gründung der Firma und Registrierung der produzierten Produkte
- Umweltministerium (MMA): Lizenzierung mit Umwelt- und Verfahrensvorgaben
- Ministerium für Arbeit und Beschäftigung (MT): Verpflichtung zur Einhaltung von Vorschriften
- Nachweis der Erntereife von Rohrzucker durch Kontrolle von Aufzeichnungen
- Ernte, Verladung und Transport-Bestimmungen
- Dokumentation von Reinigungsverfahren von Pressen, Mühlen, Leitungen, Filtersystem, Most-Dekantierung
- Kontrollnachweis bei Einsatz von Chemikalien zur Fermentation
- Dokumentation der Prozess-Steuerung während der Fermentierung
- Dokumentierung und Bestätigung von Reinigungsverfahren
- Prüfung technischer Sedimentationsvorgaben
- Kontrolle der Destillationstechnik und weiterer Produktionsanlagen
- Kriterien bei Zugabe von Wasser, der Entsorgung von Schlempe
- Nachweis der Kontrolle von Alkoholgehalt und Säure
- Überprüfung von Vorgaben zur Lagerung und Abfüllung
- Nachweis von regelmäßigen Prüfungen von geeichten Messeinrichtungen der Produktionsanlage
- Nachweis von chemischen Substanzprüfungen während des gesamten Produktionsprozess
- Forderungen an die soziale Verantwortung, Gesundheit, Sicherheit und Umweltschutz
- Überprüfung von Korrekturmaßnahmen
- Vorgaben zur Rückverfolgbarkeit von Flaschen in alle Produktionsbereiche
- Zertifikat-Laufzeit 3 Jahre, jährliche Kontrolle über die Aufrechterhaltung des Zertifikates, der Genehmigungen, Tests, etc.